BG


Begehung - Luftbildauswertung vor Ort

Nur selten haben sich antike Bauwerke bis in unsere heutige Zeit erhalten. Die gewaltsame Zerstörung bei kriegerischen Ereignissen, Brandkatastrophen, Klimaveränderungen und Überschwemmungen, sind einige der Ursachen.

Wurden die Siedlungsgebiete anschließend von den Bewohnern aufgegeben, waren die noch erhaltenen Bauwerke der natürlichen Verwitterung preisgegeben und im Laufe der Zeit wuchs, im wahrsten Sinne des Wortes, erst Sand und dann Gras über die Sache. Ein weiterer Grund ist eine, bis in die heutige Zeit zu beobachtende, bewusste oder unbewusste Zerstörung von antiken Bauwerken zur Gewinnung von Baumaterial, Siedlungs- und landwirtschaftlichen Flächen.

 

Bild 1: Grubenwerk in Herxheim

Was einmal unter die Erde gekommen war oder eingeebnet wurde ist oft in Vergessenheit geraten. Bruchstücke ihrer Existenz blieben aber auch manchmal in unterschiedlichen schriftlichen und mündlichen Überlieferungen erhalten. Ihre Interpretation oder auch ein zufälliger Fund bei Baumaßnahmen führt dann gelegentlich zu spektakulären archäologischen Entdeckungen.

Als sichtbare Spuren übrig geblieben, sind nur einige Ruinen, unnatürliche Geländestrukturen wie Hügel, Terrassen, Wälle, Gruben und Gräben die sich oberirdisch mehr oder weniger deutlich in der Landschaft abzeichnen aber auch mit den Jahren immer weniger werden.

Bild 2: Mauerreste auf einer keltischen Siedlungsstelle.

Bild 3: Struktur einer vermutlich römischen Wallanlage.

Das Auffinden von archäologischen Fundstellen verdankt man daher oft dem Zufall. So ist es gerade die Zersiedelung der Landschaft durch Häuserbau, Verkehrsstraßen- und Tagebau und andere Bautätigkeiten die uns immer wieder ein neues Fenster in die Vergangenheit aufreißt, aber auch durch Unwissenheit unwiederbringlich zerstören kann.

Bild 4 u. 5: Notgrabung während den laufenden Straßenbauarbeiten auf einer römischen Siedlungsstelle mit Fundamentresten von Brennöfen (Otterbach).

Viel wichtiger als der Zufallsfund, der in der Regel eine zeitlich begrenze Notgrabung des zuständigen Landesdenkmalamtes zur Folge hat, ist die systematische Suche nach archäologischen Spuren. Je früher man in der Lage ist, archäologische Fundstellen zu lokalisieren und zu dokumentieren, je besser lassen sie sich vor bewusster oder unbewusster Zerstörung schützen.

Zu den bedeutendsten archäologischen Prospektionsmethoden gehört in diesem Zusammenhang die Luftbildarchäologie. Sie ist auch für „Archaeoflug“ die wichtigste Methode zum Auffinden archäologischer Fundstellen. Erwähnungswert ist an dieser Stelle auch unsere erfolgreiche Anwendung der Thermografie in der Luftbildarchäologie.

Unter günstigen Bedingungen, lassen sich aus der Höhe, gelegentlich spektakuläre Strukturen von Bodendenkmalen, die oberirdisch nicht mehr sichtbar sind, dokumentieren. Sie zeichnen sich so deutlich und vollständig auf dem Gelände ab, dass sie schon aus der Luft, zum Beispiel als eine römische Villa oder als eine Wallgrabenanlage, identifiziert werden können.

Bild 6: Luftbild mit den typische Strukturen einer villa rustica. Deutlich ist das Herrenhaus, einige Nebengebäude und die Hofmauer zu erkennen.

Diese Glücksfälle sind aber nicht die Regel. Viel häufiger werden Bodenstrukturen entdeckt die sich weder funktionell noch baulich und schon gar nicht zeitlich einordnen lassen. Auch ist es nicht immer klar ob es sich überhaupt um ein Bodendenkmal handelt. Durch geologische Störungen im Untergrund oder bestimmte landwirtschaftliche Methoden können nämlich Strukturen sichtbar werden, die den Strukturen eines realen Bodendenkmals frappierend ähnlich sehen.

In diesen Fällen kann eine Begehung des entsprechenden Geländes helfen, die im Luftbild sichtbaren Strukturen als Reste eines Bodendenkmals anzusprechen oder auch als vermutlich neuzeitlich oder natürlichen Ursprungs vorläufig auszuschließen.

Bild 7: Deutliche Strukturen die auf eine villa rustica hindeuten. Die Interpretation ist aber nur dann "sicher", wenn zu dem Luftbildbefund auch entsprechende Bodenfunde vorliegen. In diesem konkreten Fall liegen noch keine Bodenfunde vor.

Bild 8: Luftbild von einer römischen Siedlungsstelle mit Nebengebäude und Herrenhaus (villa rustica). (Dieser Luftbildbefund konnte auch durch  Bodenfunde belegt werden).

Bild 9: Möglicherweis keine (neolitische) Wallanlage, sondern die abgetragenen Reste eines Riffs des Jurameeres. (Außer versteinerte Muscheln keine weitere Bodenfunde).

Bild 10: Neolitische Wallanlage. (Mit Bodenfunden belegt).

Die archäologische Begehung ist die älteste und damit auch über lange Zeit die wichtigste archäologische Prospektionsmethode. Sie hat auch heute noch nicht an Bedeutung verloren und gehört nach wie vor zu den elementarsten Tätigkeiten von Archäologen.

Begrifflich lässt sich eine Begehung in "Feldbegehung" und Geländebegehung" näher eingrenzen.

Bei einer Feldbegehung werden ohne große technische Hilfsmittel Felder oder Feldränder abgeschritten. Gesucht werden Tonscherben, Ziegelreste oder andere Hinterlassenschaften und Indizien, aus denen sich erste Informationen über das vermutete Bodendenkmal ableiten lassen. Idealerweise sollten diese Flächen für eine Feldbegehung abgeerntet, gepflügt und geeggt sein.

 

Bild 11: Feldbegehung.

Durch die maschinelle landwirtschaftliche Bearbeitung können Bodendenkmäler zerstört werden, sie bringen aber auch erst dadurch Tonscherben und kleinere und leichtbewegliche Hinterlassenschaften an die Oberfläche. Sind die Flächen zudem abgeregnet, heben sich die Bodenfunde farblich und strukturell vom Boden ab und können leichter erkannt und eingesammelt werden.

Bild 12 u. 13: Feldbegehung: Ziegel und Scherben auf einer römischen Siedlungsstelle.

Das Ergebnis einer Feldbegehung, etwa die Gefäßscherben oder Ziegeln, die Fundstreuung und Fundkonzentration, vermitteln ein erstes Bild von der Siedlungsgeschichte des Fundplatzes. Abhängig von der Qualität der Bodenfunde lassen sich aus deren Material oder Typologie eine zeitliche Einordnung vornehmen. Schmuck und Münzen erleichtern die Einordnung der Funde in einen historischen Kontext. Sie kommen aber nur vereinzelt vor und sind daher nur schwer auf der Oberfläche zu finden. Aus diesen Gründen setzt man auch bei Feldbegehungen immer häufiger so genannte Metalldetektoren ein. Mit ihnen lassen sich die metallischen Hinterlassenschaften, in relativ geringer Tiefe, lokalisieren und bergen. Für Hobbyarchäologen gilt: Eine Fläche nur dann mit einem Metalldetektor abzusuchen, wenn eine Erlaubnis des entsprechenden Landesdenkmalamtes vorliegt.

Bild 14 u. 15: Gereinigte römische Scherben und Ziegelreste als Ergebnis einer Feldbegehung.

Einerseits ist es gut, wenn genügend Bodenfunde zur Interpretation des Bodendenkmals gemacht werden. Andererseits, sollte man nicht vergessen, dass je mehr Oberflächenfund vorhanden sind, desto weniger ist von dem Bodendenkmal im Boden erhalten.

"Hobbyarchäologen", die ihre Funde nicht melden und die Aktivitäten von Raubgräbern, sind und bleiben in diesem Zusammenhang ein großes Ärgernis. 

In Waldgebieten oder Flächen die sich nicht zum Ackerbau eignen, finden sich viel häufiger ungestörte Reste von Bodendenkmälern. Leider sind aber auch entsprechende Oberflächenfunde gering oder fehlen völlig. Eine Begehung in diesen Gebieten bezeichnet man als Geländebegehung. Im Fokus dieser Methode stehen nicht vordergründig die Oberflächenfunde sondern die Suche nach von Menschen verursachten Veränderungen des Geländes wie zum Beispiel Wälle oder Hügelgräber.

Bild 16: Keltische Wallanlage (Heidenmauer, Bad Dürkheim).

Bild 17: Geländestruktur, die sich - nach Bodenfunden belegt - vermutlich aus Zerstörungsschutthalden gebildet hat.

Immer häufiger findet sich in der Fachliteratur, im Zusammenhang mit einer Begehung, der Begriff „archäologischer Survey“. Der Begriff ist nicht eindeutig belegt, meint aber die wissenschaftlich professionellste Form einer Begehung. Der archäologische Survey umfasst eine intensive, in Planquadrate eingeteilte, flächendeckende Feldbegehung mit der Aufsammlung und Auswertung von Oberflächenfunden. In der Regel wird das Gelände vermessen, kartiert und mit anderen Prospektionsmethoden, wie zum Beispiel einer geophysikalischen Prospektion, untersucht. Die Daten werden gesammelt und dokumentiert und bilden oft die planerische Grundlage einer Ausgrabung.

 

 

Bild 18 u. 19: Geoelektrische Prospektion.

Da auch uns nur für einen Teil unserer Luftbildbefunde eine befriedigende funktionale und chronologische Interpretation gelingt, führt „Archaeoflug“, in Absprache mit der "Generaldirektion Kulturelles Erbe - Direktion Archäologie - Archäologie Speyer", auch systematische Begehungen durch, die wir gelegentlich mit einer geoelektrischen Prospektion kombinieren. Eine Auswahl unserer durchgeführten Projekte sind unter "Prospektionsarbeit" dokumentiert.

 

archaeoflug 2007


www.archaeoflug.de