P07073: Römisches Marschlager

Bild 1: P07073 -  Marschlager (Luftbild: 2007)

Unweit des Rheins, in der Nähe der Rheintalstraße, die in römischer Zeit von Basel über Straßburg nach Mainz führte, entdeckten wir 2007 die Strukturen einer großen Grabenanlage mit zwei markanten runden Ecken. Bei der Anlage handelt es sich wahrscheinlich um ein ehemaliges Marschlager, das römische Soldaten nach einem Tagesmarsch an dieser Stelle angelegt haben.

Bild 2: P07073 -  Marschlager - Ansicht von Nordosten (Luftbild: 2007)

Aus Sicht der Luftbildinterpretation sind diese Anlagen relativ unspektakulär. Sie können in quadratischer oder rechteckiger Form ausgeführt sein und waren mit einer mehrere 100 m langen Graben-Wall-Konstruktion umgeben, von der man heute noch die positiven Bewuchsmerkmale der Gräben aus der Luft erkennen kann. Eine Innenbebauung ist aufgrund der kurzen Belegzeit in der Regel nicht nachweisbar. Das Marschlager P07073 weist aber einige interessante Besonderheiten auf, die es wert sind, einen genaueren – sicher auch spekulativen – Blick auf die Anlage zu werfen.

Nordwestliche Lagerbegrenzung

Bild 3: P07073 - Nordwestliche Lagerbegrenzung (Luftbild: 2007) Anzeigewechsler

Deutlich sind im Luftbild die ca. 260 m lange südwestliche Lagerbegrenzung und zwei abgerundete Ecken zu erkennen. Mittig ist der Graben bzw. sind die Gräben für einen Durchgang unterbrochen, wobei der Graben der linken Flanke scheinbar bogenförmig nach außen verlängert ist (äußere clavicula?). Zusätzlich kann auf der rechten Flanke ein kurzes parallel verlaufendes Grabenstück festgestellt werden. Interessant ist, dass der Grabenverlauf der beiden ausgeprägten Ecken nicht in einer Flucht liegt, sondern um ca. 10 m versetzt angeordnet ist. Eine Schlussfolgerung könnte lauten, dass das Marschlager mit einem Doppelgraben gesichert war, obwohl der Abstand der Gräben dafür als zu groß erachtet wird. Wenn es sich aber um eine Doppelgrabenanlage gehandelt hat, müsste sich im linken Innenbereich und im rechten Außenbereich des Lagers jeweils eine abgerundete Ecke nachweisen lassen.

Südliche Lagerecke

Bild 4: P07073 - Südliche Lagerecke  (Luftbild: 2007)   

Bild 5: P07073 - Südliche Lagerecke  (Luftbild: 2007)  Anzeigewechler

An der südlichen, rechten Lagerecke lassen sich tatsächlich einige unscharf erkennbare positive Bodenmerkmale ausmachen, die auf eine zweite Lagerecke im Außenbereich hinweisen. Der Befund ist aber noch zu ungenau, um das Vorhandensein eines Doppelgrabens zu bestätigen.

Bild 6: P07073 - Südliche Lagerecke  (Luftbild: 2007)   Anzeigewechsler

Bei näherer Betrachtung sind im inneren Bereich der Lagerecke weitere Gräben erkennbar. Insbesondere der blau gekennzeichnete Grabenverlauf könnte auf eine weitere abgerundete Ecke hinweisen. Nach diesem Befund scheint ist es nicht ausgeschlossen, dass es sich hier nicht um eine Doppelgrabenanlage handelt, sondern um die Strukturen mehrer Marschlager, die in einer zeitlichen Abfolge auf dieser Fläche angelegt wurden, wobei man sich an der Ausrichtung und den Strukturen des jeweiligen Vorgängerbaus orientierte und sie teilweise überbaute.

Nördliche Lagerecke

Bild 7: P07073 -  Nördliche Lagerecke (Luftbild: 2007)

Im Innenbereich der linken - nördlichen - Lagerecke sind zurzeit keine charakteristische Strukturen zu erkennen die auf eine weitere Lagerecke schließen lassen. Einzig eine parallel zur nordwestlichen Lagerseite verlaufende Grabenstruktur könnte ein Hinweis auf ein weiteres Lager sein. Zusätzlich kann an dieser Seite ein weiterer Zugang (Straßenverlauf) erkannt werden. Ob es sich bei dem Befund P07073 um eine Doppelgrabenanlage oder um mehrere überlagerte Marschlager handelt, kann abschließend noch nicht beantwortet werden. Zukünftige Prospektionsflüge und Luftbilder werden hoffentlich helfen einige offene Fragen zu klären.

Baustrukturen

Bild 8: P07073 -  Auswahl von Strukturen. Baustrukturen? (Luftbild: 2007)

Auf der Lagerinnenfläche können eine Vielzahl von länglichen, parallel und teilweise rechtwinklig verlaufende Gräben beobachtet werden, die aufgrund ihrer Ausrichtung dem vermeintlichen Marschlager zugeordnet werden können. Über ihre Funktion gibt es zurzeit keine Anhaltspunkte (Gebäudestrukturen?, Entwässerungsgräben, B-Lagerstraße?). Interessant ist auch eine längliche Grabenstruktur mit einem deutlich sichtbaren, annähernd quadratischen Bereich (C), die einem Gebäude zugeordnet werden kann. Auf Grund der Lage im Außenbereich und der Ausrichtung ist es aber fraglich, ob sie in einem Zusammenhang mit dem „Marschlager bzw. Standlager“ steht.

Ansicht aus Südwesten

Bild 9: P07073: Marschlager (Luftbild: 2007)

archaeoflug 2007


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