P04143 - VR - Luftbildbefund + Geoelektrik + Rekonstruktion

Bild 1: P04143 - Villa rustica - Lageplan (2009)

Bei der Befliegungskampagne 2009 konnten wir die rudimentären Strukturen einer bisher unbekannten und interessanten römische Hofstelle im Luftbild erfassen. Für 2010 war daher geplant, weitere Details der Siedlungsstelle luftbildarchäologisch zu dokumentieren. Die klimatischen Bedingungen in diesem Jahr waren aber so schlecht, dass wir dieses Vorhaben – wie auch viele andere - nicht realisieren konnten. Wir entschlossen uns deshalb - zu Erfassung des gesamten Hofbereichs - eine Geoelektrische Prospektion (Bild 5 - 10) durchzuführen.

Luftbildanalyse 2009

Bild 2: P04143 - Villa rustica - Hofbereich (2009)

Hofmauer

Der römische Gutshof  (villa rustica) hat eine ca. 63 m breite und 68 m lange Umfassungsmauer. Die leicht unsymmetrische Form dieser Mauer (siehe Bild 4) könnte unter Umständen von ungenauen Entzerrungskoordinaten herrühren, jedoch sind solche nicht rechtwinkligen Umgebungsmauern bei villae rusticae keine Seltenheit und könnten daher auch tatsächlich so angelegt worden sein.

Haupthaus

Bild 3: P04143 - Villa rustica Haupthaus (2009)

Im nördlichen Bereich der römischen Gutsanlage (Bild 2) liegt das vermutliche Haupthaus/Herrenhaus, das mit der Hauptfront nach Süden ausgerichtet ist. Das Gebäude weist nicht den in dieser Gegend häufig vorkommenden Grundriss mit zwei turmartigen Eckbauten auf. Es handelt sich scheinbar um einen einfachen rechteckigen Baukörper. Im vorderen Baubereich sind einige kleine Räume erkennbar. Ein Säulengang (Porticus) lässt sich an bzw. in der Hauptfront nicht eindeutig erkennen. An diesen vorderen Bautrakt schließt sich nach hinten ein großer Raum/Halle bzw. Innenhof an. Zudem sind im westlichen Teil des Gebäudes weitere Räume auszumachen.

Innenbebauung der Hofanlage

Von der weiteren Innenbebauung sind nur schemenhafte Strukturen zu erkennen. Noch relativ gut lässt sich im Luftbild an der Südost- und Südwestecke der Umgebungsmauer jeweils ein rechteckiger Einbau feststellen. An der westlichen Außenmauer sind im Innenbereich noch parallel verlaufende Mauerteile erkennbar, die möglicherweise einigen Gebäuden zugeordnet werden können. 

Das entzerrte Luftbild (Bild 4) zeigt die vermutliche Form der gesamten Hofanlage nach der Luftbildanalyse von 2009.

Bild 4: P04143 - Villa rustica - Luftbildbefund 2009

Geoelektrische Prospektion 2010

Um die Anordnung der Räume des Hauptgebäudes und die Unklarheiten entlang der westlichen Umgebungsmauer zuklären, wurde im Herbst 2010 eine Geoelektrische Prospektion durchgeführt.

Anmerkung zum Messbild

 

Die vielfach durch den unteren Bildbereich in Ost-West-Richtung laufenden Linien sind nicht als Mauerreste zu interpretieren! Messtechnisch entstanden sind sie durch dichte, in Messrichtung laufende Unkraut-Reihen, die hier zu durchgehenden Linien unterschiedlichen Bodenwiderstandes führten. Dies wird besonders daran erkennbar, dass sie durch die Außenmauer hindurchlaufen (Bild 5).


Die Prospektion der nördlichen Umfassungsmauer wurde inzwischen durchgeführt
(siehe Bild 8 und Bild 10).

Bild 5: P04143 - Villa rustica - Hofanlage (GEP 2010)

Haupthaus

Ein ca. 22 x 11 Meter großer Raum/Innenhof wird südlich von mindestens 3 und westlich von 1 bis 4 Wohn- / Nutz-Räumen begrenzt.
Die westlichen Räume messen insgesamt 11 x 6 Meter und könnten mehrfach unterteilt sein. Die drei südlichen messen 4 x 4, 4 x 5 und 4 x 11 Meter, wobei der westlichste Raum nach Westen hin keinen klaren Abschluss aufweist.
An der östlichen Außenwand des Gebäudes befindet sich evtl. ein kleinerer Anbau.
An der Westwand schließt sich ebenfalls der Rest eines Anbaues oder eine größere Versturzmasse an.

Bild 6: P04143 - Haupthaus  (GEP 2010)

Hofbereich - Westliche Umfassungsmauer

Im Abstand von ca. 6 Metern verläuft parallel zur Außenmauer ein weiterer unterbrochener Mauerzug.
Dazwischen liegen einzelne Versturzmassen. Die Unterteilung der Innenmauer in einzelne  Mauerbereiche weist auf mehrere, vermutlich überdachte Bereiche hin, die entlang der gesamten westlichen Außenmauer bestanden haben dürften und im unterbrochenen Bereich zugängig waren.
Möglicherweise waren hier Stallungen und andere Nutzbereiche untergebracht.
Alternativ dazu könnte es sich aber auch um einzelne Gebäude gehandelt haben.

Für den ersten Rekonstruktionsversuch (Bild 11 - 17) der Hofanlage wurde die Gebäudevariante umgesetzt.
 

An weiteren Alternativen wird zur Zeit noch gearbeitet.

Bild 7: Westliche Umfassungsmauer (GEP 2010)

Hofbereich - Südwestliche Umfassungsmauer

Der im Luftbildbefund an der südwestlichen Ecke der Umgebungsmauer angedeutete rechteckige Einbau konnte in der vorliegenden Prospektion noch nicht vollständig nachgewiesen werden, da die Prospektionsgrenze bedauerlicherweise  aus technischen Gründen bereits vor der Ecke der Umgebungsmauer endete.

Hofbereich - Nördliche Umfassungsmauer

Bild 8: Nördliche Umfassungsmauer (GEP 2010)

Hofeingang

Da in der südlichen und nördlichen Umgebungsmauer in der Geoelektrik bzw. im Luftbildbefund keine Lücken erkennbar sind und auch der erkennbare Teil der westlichen und die nördliche Mauer keine Unterbrechung für einen Eingangsbereich aufweist, ist der Eingang zum Hof noch unklar. Wir nehmen daher aus bausymmetrischen Gründen als Arbeitshypothese an, dass sich ein Eingang in der südlichen Umfassungsmauer – in Blickrichtung zur Front des Haupthauses - befunden hat.

Zusammenfassung

Bild 9: Villa rustica (P04143) - Lageplan mit geoelektrischen Prospektionsergebnissen (2009/2010)

Bild 10.1 - 2: P04143 -  Zusammenfassung (2010)

Durch die Geoelektrische Prospektion konnte der Luftbildbefund hinsichtlich Größe und Raumaufteilung des Hauptgebäudes präzisiert werden (Bild 6). Die westliche Baukörpergrenze ist aber noch nicht zweifelsfrei geklärt.

Die Existenz der parallel zur Außenmauer verlaufenden Mauerteile und die unsymmetrische Struktur der Gesamtanlage wurde bestätigt (Bild 5).

Rekonstruktionen

Der folgende Rekonstruktionsversuch der oben beschiedenen Hofanlage berücksichtigt bei der Interpretation nur die im Luftbild und  in der Geoelektrik festgestellten Strukturen. Weitere Gebäude (Holzbauten) sind anzunehmen. Insbesondere an der östlichen Umfassungsmauer, die scheinbar keine Bebauung aufweist, sind zusätzliche Anbauten wahrscheinlich – sind aber bei diesem Rekonstruktionsversuch wie auch die unsymmetrische Struktur der Gesamtanlage noch nicht berücksichtigt. Unsicherheit besteht noch bei der Interpretation der Strukturen des Haupthauses und der innenliegenden Mauerteile an der westlichen Umfassungsmauer. Wir werden deshalb zu gegebener Zeit weitere Rekonstruktionsvorschläge veröffentlichen.

Erster Rekonstruktionsversuch:  P04143 - Villa rustica - Stand: November 2010

Bild 11: Villa rustica - P04143 - Südansicht (Version 01)

Bild 12: Villa rustica - P04143 - Südostansicht (Version 01)

Bild 13: Villa rustica - P04143 - Ostansicht (Version 01)

Bild 14: Villa rustica - P04143 - Nordostansicht (Version 01)

Bild 15: Villa rustica - P04143 - Nordwestansicht (Version 01)

Bild 16: Villa rustica - P04143 - Nordwestansicht (Version 01)

Bild 17: Villa rustica - P04143 - Südwestansicht (Version 01)

Zweiter Rekonstruktionsvorschlag:  P04143 - Villa rustica - Stand: November 2010

Bild 18: Villa rustica - P04143 - Südansicht (Version 02)

Bild 19: Villa rustica - P04143 - Südansicht (Version 02)

Bild 20: Villa rustica - P04143 - Ostansicht (Version 02)

Bild 21: Villa rustica - P04143 - Nordosten (Version 02)

Bild 22: Villa rustica - P04143 - Nordwestansicht (Version 02)

Bild 23: Villa rustica - P04143 - Nordwestansicht (Version 02)

 

 

Weiterführende Links:

Geoelektrische Prospektion


Messprinzip - Messvorbereitung - Messvorgang
Messergebnis - Verarbeitung - Nachbearbeitung
Auswertung - Weiterentwicklung

Weitere Beispiele zu unserer geoelektrischen Prospektionsarbeit

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