P07141 - Luftbildbefunde 2007 "Im Oberfeld" bei Rheingönheim

Bild 1: Im Oberfeld bei Rheingönheim (Luftbild 2007)

Die Luftbildbefunde 2007

Bild 2: Luftbildbefund 2007
1) Umfriedung; 2) Wegführung; 3) Neuzeitliche Grube;
4) Altstraßenabschnitt; 5) Erdwerksabschnitt

Bild 3: Befunde aus der Notgrabung (Luftbild 2008)
1) Großer Kreisgraben; 2) Neuzeitliche Grube; 3) Neuzeitliche Struktur; 4) Erdwerk (röm. Marschlager?) 5) Zweiter Kreisgraben, Hockergrab

Schon im Sommer 2007 bemerkten wir bei einer Prospektionsbefliegung, auf dem späteren Grabungsareal (2008) und im näheren Umfeld, einige auffällige Bewuchsmerkmale, die wir in einigen Luftbildern festhielten und im Luftbildarchiv (2007-5) veröffentlichten. Dabei handelte es sich um eine Wegführung, die direkt zu einer rechteckigen Umfriedung führt, sowie ein Altstraßenabschnitt, den wir als Teil einer Römerstraße interpretierten. Die wichtigsten Befunde der geomagnetischen Prospektion (2008) - großer Kreisgraben und römisches Marschlager - konnten damals auf den Luftbildern nicht erkannt werden.  Erst mit den Erkenntnissen aus der Notgrabung lassen sich auch diese Befunde in den nachbearbeiteten Luftbildern von 2007 lokalisieren. Dagegen blieb die Umfriedung mit der Wegführung, in direkter Nähe des großen Kreisgrabens, in der geomagnetischen Prospektion (2008) unbeachtet.

Rechteckige Umfriedung

Bild 4: Umfriedung

Bild 5: Umfriedung

Der Luftbildausschnitt (Bild 4) zeigt deutlich die positiven Bewuchsmerkmale von zwei parallel verlaufenden Strukturen (Gräben, Rinnen). Sie gehören wahrscheinlich zu einer rechteckigen/quadratischen, mit einem Graben umzogenen Umfriedung. Die Breite beträgt zirka 15 Meter und die Länge ca. 23 Meter. Die Ausdehnung der Umfriedung in nordöstlicher Richtung kann aufgrund der gepflügten Fläche nicht bestimmt werden. Es hat aber den Eindruck, dass sie nicht über die Ackergrenze hinausreicht.  Funktional könnte es sich bei der Umfriedung um einen Teil einer Grabanlage handeln. Eine als kreisförmig interpretierbare Bodenanomalie (blau)  wäre demnach als das dazugehörige Grabgelege anzusprechen (Bild 5).

Kreisgraben in unmittelbarer Nähe der Umfriedung

Der bei der Notgrabung "Im Oberfeld" entdeckte Kreisgraben konnte in den Luftbildern (2007) nicht direkt erkannt werden. Mit den Erkenntnissen der Ausgrabung (2008) lässt sich aber in den nachbearbeiteten Luftbildern eine kreisförmige Struktur lokalisieren, bei der es sich wahrscheinlich um die ausgegrabenen Kreisgrabenanlage handelt.

Bild 6: Kreisgrabenanlage

 

Luftbildanalyse: Großer Kreisgraben

Wegführung zur Umfriedung

Im Zusammenhang mit der rechteckigen Einfriedung dokumentiert Bild 7 einen interessanten Befund. Deutlich ist die Struktur einer Wegführung zu erkennen, die nahe am Kreisgraben vorbei direkt auf die Umfriedung zuläuft.  Das negative Bewuchsmerkmal der Wegführung lässt auf einen befestigten Weg/Straße schließen, der bewusst angelegt und häufig benutzt wurde. Sollte dies zutreffen, müsste die Umfriedung/Grabanlage für die damaligen Bewohner dieser Region über einen längeren Zeitraum eine große Bedeutung gehabt haben.     

Bild 7: Wegführung zur Umfriedung   Luftbildanalyse: Wegführung  

Eine weitere Struktur im Vorfeld der Umfriedung, könnte diese These stützen.  In Bild 8 sind an der Ackergrenze die positiven Merkmale von vier Gruben zu erkennen - drei rechts und eine links der oben beschriebenen Wegführung. Da es sich um die einzigen derartigen Strukturen an der Ackergrenze handelt, ist es wahrscheinlich, dass sie mit der Wegführung und der Umfriedung eine funktionale Einheit bilden. Spekulativ - aber naheliegend - ist die Annahme einer symbolischen Toranlage, die ein Gräberfeld oder/und "heiligen" Bezirk markierte. Bezieht man den entdeckten Kreisgraben, der zur Zeit als keltische Kultstelle angesprochen wird und wahrscheinlich jüngeren Datums ist, mit in diese Überlegung ein, dann hätte dieses Areal über mehrer Epochen hinweg diese Funktion erfüllt.

Bild 8: Details der Wegführung                   Luftbildanalyse

Grabenstrukturen

Einige der vielen grabenförmigen Strukturen, die als positive Bewuchsmerkmale auf dem Areal (Bild 9) zu erkennen sind, könnten auf einen anthropogenen Ursprung zurückzuführen sein. Zumindest eine Grabenstruktur, zwischen der Umfriedung und der Kreisgrabenanlage, wurde bei der Notgrabung als ein breiter Graben  identifiziert. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es sich bei einigen weiteren Strukturen ebenfalls um Gräben  handelt. Möglicherweise waren der Kreisgraben und die Umfriedung nicht isoliert auf dem Areal vorhanden,  sondern waren nur Bestandteile eines größeren Erdwerks bzw. einer Siedlung in direkter Nähe. Die folgenden Bilder dokumentieren einige Grabenstrukturen auf dem "Oberfeld". Ihnen sind zum Vergleich die Strukturen auf einer bandkeramischen Siedlungsstelle (P080320) gegenübergestellt. 

Bild 9: Grabenstrukturen (Im Oberfeld)

Bild 10: Grabenstrukturen (P080320)

Bild 11: Grabenstrukturen (Im Oberfeld)

Bild 12: Grabenstrukturen (P080320)

Altstraße

Bild 13: Altstraße

Bei der linearen Struktur in der rechten Bildhälfte (Bild 13) handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Altstraßeabschnitt. Die Zeitstellung und Funktion sind aber zur Zeit noch unbekannt. Sollte es sich um eine römische Straße gehandelt haben, könnte sie aufgrund des gedachten Richtungsverlaufs (O-W), als eine Verbindungsstraße zwischen dem Kastell in Rheingönheim der in Nord-Süd Richtung verlaufenden Römerstraße zwischen Worms und Speyer interpretiert werden. Die typischen Merkmale einer Römerstraße sind aber auf dem Luftbild nicht zweifelsfrei nachweisbar. 

Rechteckige Grube

Das positive Bewuchsmerkmal (Bild 3, Pos. 3) deutete auf eine neuzeitlich angelegte rechteckige Grube hin. Dieser Befund konnte bei der Notgrabung bestätigt werden.

Grabenstruktur - Marschlager

Bild 14: Grabenstruktur eines Erdwerks

Bild 15: Grabenstruktur (Notgrabung 2008)

Mit den Grabungsergebnissen von 2008 kann der im Luftbild (Bild 10) sichtbare Grabenverlauf nachträglich als Teil eines Erdwerks erkannt werden. Zur Zeit geht man davon aus, dass es sich dabei um den Graben eines römischen Marschlagers gehandelt hat.  

Befunde in der näheren Umgebung (Im Aufbau)

In der näheren Umgebung der oben beschriebenen Luftbildbefunde befinden sich drei weitere interessante Befunde: Nordwestlich (ca. 350 m) eine Grubenansammlung (Befund I), südwestlich (ca. 500 m) rechteckige Gebäudegrundrisse (Befund II) und ca. 900 m entfernt eine Straßenkreuzung sowie Hinweise auf Bau- bzw. Siedlungsstrukturen (Befund III).

Befund (I): Grubenansammlung - Gräberfeld?

Bild 1: Befund (I) - Grubenansammlung - Brandgräber?

Befund (II) - Gebäudegrundrisse

Bild 2.1: Befund (II) - Längliche, rechteckige Gebäudegrundrisse

Bild 2.2: Befund (II) - Gebäudegrundrisse                  Luftbildanalyse

Befund (III) - Straßenkreuzung, Siedlungsspuren

Bild 3.1: Befund (III) - Straßenkreuzung

Bild 3.2: Befund (III) - Straßenkreuzung

 Deutlich sind die seitlichen Straßengräben als dunkle Linien (positive Bewuchsmerkmale) und der noch erhaltene Straßenkörper als negative Bewuchsmerkmale zu erkennen. Ob es sich bei der hier erkannten Straßenführung um einen archäologischen Befund handelt (z. B. römische Straßenführung), ist noch offen. Möglicherweise muss auch eine militärische Nutzung (z. B. als Flakstellung) in Erwägung gezogen werden.

Bild 3.3: Befund (III) - Straßenkreuzung mit Gebäudestrukturen

Die parallel angeordneten Strukturen weisen auf Bau- / Gebäudestrukturen hin. Hinweise auf ihre mögliche Funktion liegen zur Zeit aber nicht vor.

An der vermuteten Straßenführung können rechts und links drei weitere Befunde (A-C) dokumentiert werden. Ob sie mit den angenommenen Baustrukturen an der Straßenkreuzung in Verbindung stehen oder ob es sich überhaupt um archäologische Befunde handelt ist unklar - aber nicht auszuschließen. 

 

Bild 3.4: Befund (III) - Straßenführung

Bild 3.5: Befund (III) - Siedlungsstrukturen an der Straßenführung

Befund (III-A) - Siedlungsspuren? - Pfostengruben?

Bild 3.6: Befund (III-A) - Pfostengruben?

Bild 3.7: Befund (III-A) - Pfostengruben?

Befund (III-B) - Siedlungsspuren - Gebäudegrundriss

Bild 3.8: Befund (III-B) - Gebäudestruktur (rot),
Teil des Straßengrabens (orange)

Bild 3.9: Befund (III-B) - Mauerzüge einer Gebäudestruktur

Befund (III-C) - Siedlungsspuren - Gebäudestruktur? und Pfostengruben?

Bild 3.9: Befund (III-C)
Gebäudestruktur? und Pfostengruben?

Bild 3.9: Befund (III-B)
Gebäudestruktur? und Pfostengruben?

Weiterführende Links

Bilddokumentation

Notgrabung "Im Oberfeld" bei Rheingönheim

Stand: 04. Oktober 2008

 

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Kreisgraben (Luftbildarchiv)

Notgrabung in Rheingönheim "Im Oberfeld"

2008

 

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Hockergrab (Bildergalerie)

Notgrabung in Rheingönheim "Im Oberfeld"

2008

 

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archaeoflug 2008


www.archaeoflug.de