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Raubgräber sind ein Ärgernis!

Raubgräber sind tatsächlich ein Ärgernis, denn geraubte oder nicht planmäßig geborgene Funde können für Archäologen keine Fragen mehr beantworten. Sie sind für die Wissenschaft verloren.

Die für ihre eigene Sammlung arbeitenden Hobbyarchäologen wenden ein, dass ihre Metallsonden nur wenige Zentimeter in den Boden eindringen und Funde, die unterhalb des Pflughorizonts in ungestörtem Fundzusammenhang lägen, gar nicht erfassen. Zudem seien alle Stücke, die auf Ackeroberflächen befänden, sowieso durch Dünger, saueren Regen und schwere landwirtschaftliche Maschinen so bedroht, dass ihre Bergung durch den Schatzsucher nur ein gutes Werk sei, für das die Allgemeinheit eigentlich dankbar zu sein hätte.

Würden wirklich nur bedrohte Funde aus Ackerflächen aufgespürt, würden sie kartographisch erfasst und würde ein Bergungsbericht angefertigt, würde anschließend alles der zuständigen Denkmalbehörde vorgelegt und einer öffentlichen Sammlung übergeben – dann gäbe es sicher weniger Streitpunkte zwischen Hobbyarchäologen und Denkmalpfleger.

Leider sind diese verantwortungsbewussten Mitbürger, die häufig als ehrenamtliche Mitarbeiter der Denkmalämter arbeiten, in der Minderheit. Die Mehrheit der Hobbyarchäologen scheuen die Zusammenarbeit mit den Denkmalämtern wie der Teufel das Weihwasser und betreiben ihr Handwerk eben nicht aus wissenschaftlichem, öffentlichen Interesse. (vgl. Graichen, Gisela, Schatzsuche in Deutschland. C14 – Vorstoß in versunkene Welten, München 1998, 37f.)

 

Aufgedeckte Plünderung an antikem Kulturgut in der Südpfalz
Ausstellung im Archäologischen Schaufenster 2006

 

Jahrelang war ein Südpfälzer im Raum von Rheinzabern auf Raubzug gegangen. Von den Archäologen als freiwilliger Helfer angeworben, hatte er jahrelang der Speyerer Denkmalbehörde mit Geländebegehungen und Fundstellenüberwachung wertvolle Dienste geleistet, bis er mit seinem erworbenen Wissen als Raubgräber in die Kriminalität abrutschte. Entdeckt wurde er, als er über das Internet-Auktionshauses Ebay seine Funde anbot und verkaufte. Bei der angeordneten Hausdurchsuchung fand man in Obstkisten und Gemüsekartons Hunderte von Fundstücken aus einem römischen Gräberfeld bei Rheinzabern - in einer Qualität, "dass es dem Museum von Rheinzabern hätte Konkurrenz machen können". Der Mann wurde verhaftet und wegen Unterschlagung verurteilt. Auch die Käufer der geplünderten Kulturgüter wurden ermittelt und mussten die Objekte zurückgeben. Da die Bezüge der Funde durch die Plünderung zerstört wurden, ist der wissenschaftliche Schaden sehr groß.  Die  Geschirr- , Schmuckstücke und Münzen aus der Raubgrabung wurden 2006 im Archäologischen Schaufenster in Speyer präsentiert. (vgl. Die Rheinpfalz, Nr. 276, 28.11.06). 

Die Methoden der Raubgräber bei einer Feldbegehung

 

Ökologische Kenntnisse sind bei richtigen Raubgräbern genetisch nicht angelegt. Sie wären auch bei ihrem Hobby eher hinderlich.  Diese Laune der Natur hat für den Raubgräber große Vorteile, denn für ihn ist jede sandhaltige Fläche ein potentielles Suchgebiet. Haben diese Nutzflächen noch Grünbewuchs oder ordentlich gezogene Furchen, üben sie eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn aus. Die Scholle muss dann fast zwanghaft abgelaufen werden.

Oft findet dabei die Feld-Hasen-Methode Anwendung. Der Raubgräber geht dabei für Außenstehende eher unkoordiniert, intuitiv im Zufall-Zick-Zack-Kurs über das Feld. Der Rücken und der Kopf sind leicht gebeugt, die Augen sind auf den Boden fokussiert. Nach jedem Schritt wird mit dem rechten Fuß die Sandoberfläche und das lästige Grünzeug halbkreisförmig zur Seite geschoben.  Geometrisch aussehende Teile werden erst mit dem Fuß und dann mit der Hand näher begutachtet.

Eine Feldbegehung ist  abgeschlossen, wenn von außen die Begehung - auch für Halbblinde - gut sichtbar als "begangen" erkannt werden kann. Die erheblichen Flurschäden können für die Retter der Vergangenheit nicht als solche erkannt werden. Im Gegenteil, sind relevante Funde zutage gekommen, muss die Begehung in zeitlich regelmäßigen Abständen mit einer Metallsonde wiederholt werden. 

 

 

Bauern mit Keltenblut entdecken im Angesicht der drohenden Gefahr alte und verschüttete Fähigkeiten.

archaeoflug 2007


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